Schwäbische Zeitung vom 23.07.2018
Bericht: Dorothee L. Schaefer
Liederkranz Aulendorf gibt gut besuchte Serenade
Der Liederkranz Aulendorf hatte zum Serenadenkonzert geladen.
(Foto: Dorothee L. Schaefer)
Unablässig strömte der Regen, ebenso unablässig strömten die vielen Besucher am Sonntag zur Liederkranz-Serenade in das Ausweichquartier Schalander-Saal im Aulendorfer Hofgarten. Dort herrschten unter dem alten Balkendach nicht nur drangvolle Enge, sondern später auch hohe Temperaturen, gegen die zumindest innere Abkühlung an der Bewirtungstheke etwas half. Der guten Stimmung tat dies keinen Abbruch, schließlich mussten nicht nur mehr als 60 Mitwirkende von zwei Chören, Instrumentalisten und ein fünfköpfiges Bläser-Ensemble ihren Platz finden. Zudem galt es auch, die Teilnehmer einer 30-köpfigen französischen Delegation aus dem normannischen Conches-en-Ouche, mit dem Aulendorf seit 1961 verpartnert ist, willkommen zu heißen.
Der 32 Stimmen starke Liederkranz unter der umsichtigen Gesamtleitung von Ursula Jankowski begann als Veranstalter mit dem Lied „Zuvor so lässt uns grüßen“; wie gewohnt übernahmen dann Hansjörg Straub die offizielle Begrüßung und Stefan Straub die Moderation, die zu den beiden schönen Chorliedern „Abendchor“ und „Chor der Hirten“ mit einem guten Sopransolo aus Conradin Kreutzers „Das Nachtlager in Granada“ überleitete.
Als Gast kam dann der mit 26 Stimmen etwas kleinere Shalom-Chor, der 2017 sein 25. Jubiläum feierte, mit seinem Dirigenten Ilie Sicoe an die Reihe. Vor allem bei den Gospels „Born Again“ und „My Lighthouse“ wurde es schwungvoll, und man merkte dem temperamentvollen Gesten des Chorleiters an, dass er den Chor mit Begeisterung motiviert.
Zum ersten Mal war das fünfköpfige Bläser-Ensemble des MV Blönried-Zollenreute unter Leitung von Christoph Schoch dabei, und sie hatten von Händels „Feuerwerksmusik“ über die Beatles bis zum „Zigeunermarsch“ alles im Gepäck. Ein sehr buntes Programm also – und so kamen vor der Pause noch Smetana und Strauß’ an die Reihe. Leider musste das Duett der Brüder Straub aus der Oper „Die verkaufte Braut“ ausfallen, weil Hansjörg Straub indisponiert war, aber dafür entschädigten der „Chor der Landleute“ und das „Champagner-Lied“ aus „Die Fledermaus“, beides musikalisch anregend vom Liederkranz präsentiert. Im Hintergrund war am Keyboard Irina Maier während des gesamten Konzerts nicht nur eine absolut takt- und rhythmussichere, sondern auch musikalisch-sensible Begleiterin.
Nach der Pause leitete das Bläser-Ensemble mit „Hey Jude“ den zweiten Teil ein. Der Auftritt des Männerdoppelquartetts mit Liedern und Chansons und auf Deutsch gesungen war eine Reverenz an die Gäste aus Conches und wurden teils a cappella gesungen wie auch vom E-Piano begleitet. Einen ganz anderen Musikstil brachte dann der zweite Auftritt des Shlalom-Chors mit Robbie Williams „Angels“ und einem fetzigen, gut arrangierten Abba-Medley. Beim „Max Glaner Zigeunermarsch“ war auch das Bläser-Ensemble ganz bei sich angekommen, und daran schloss sinngemäß Robert Schumanns „Zigeunerleben“ an, ein schwieriges Lied, das der Liederkranz sehr gut meisterte. Nach dem Dankesschlusswort machte der Chor mit der Schnellpolka „Leichtes Blut“ den Abschluss.
Nochmals Dank, großer Beifall und Blumen für die Gäste. Aber dann kam noch etwas sehr Schönes und etwas, das alle über den Anlass hinaus hob, nämlich ein Stück Europa in Aulendorf: die Beethoven-Hymne an die Freude aus der 9. Sinfonie. Den Schiller’schen Text hatten alle im Programm bekommen – eine Strophe auf Französisch sang der Chor für die französischen Gäste, danach fiel der ganze Saal mit den drei deutschen Strophen ein. Und wenn auch die sprachliche Wucht dieser Zeilen nicht gerade dem Zeitgeist entspricht, so ergriff sie doch in ihrer Unbedingtheit wohl alle Anwesenden.